Nicht die Worte bestimmen unser Gefühl – ein Alltagsbeispiel

Selten sieht man so deutlich, wie in diesem Interview, wieviel das non-verbale Verhalten einer Person zur Botschaft beiträgt. Zwar beantworten sowohl der Herr Muggenthaler wie auch Frau Scharlauer ab etwa Minute 1:26 die Frage des Reporters mit inhaltlich guten Statements doch kommen diese bei mir als Zuschauer ganz unterschiedlich an:

So inzeniert Frau Scharlauer ihre Aussagen non-verbal mit jeder Menge ich-bin-freundlich-Botschaften. Deutlich erkennbar zum Beispiel ab Minute 1:30, wo sie eine sehr ernste Aussage mit ganz viel tanzenden Körper- und Kopfbewegungen hin und her begleitet. Stimmlich werden die Aussagen dazu passend mit viel auf und ab intoniert.

So erreicht sie zwar ihr Ziel, nett und freundlich rüberzukommen, gleichzeitig nimmt sie ihren inhaltlichen Aussagen – es geht immerhin um Folter – jegliche Schwere und Überzeugungskraft. Bei mir als Zuhörers kommt die beschriebene Situation gefühlsmäßig harmlos wie ein freundliches Kaffeekränzchen daher.

Gleich darauf, ab Minute 2:06 zeigt dann der Kollege Muggenthaler, wie es anders sein kann: Er begleitet seine Aussagen nur mit wenigen, meist passenden Handbewegungen, hält ansonsten Kopf und Körper aber ziemlich ruhig und moduliert seine Stimme deutlich monotoner. Das läßt ihn ruhig, seriös und kompetent rüberkommen und unterstützt die verbalen Aussagen mit einem Gefühl „hier geht es um etwas sehr Ernstes“.

Wie empfinden Sie/Ihr dieses Interview? Welches Gefühl entsteht bei Ihnen/Euch wenn ihr den beiden zuhört?